Es ist Mittwoch morgen, ich steh in der Küche und mache Frühstück für mich und Sabine. Sie sitzt schon am Tisch und wir unterhalten uns, was an diesem Tag vor uns liegt.
Sie fragt mich: „Was willst du heute machen?“
Ich sage: „Ich weiß nicht …“
Da ist es schon wieder, das „Ich weiß nicht“. Es macht Sabine verrückt! Sie kann es nicht mehr hören! „Ich weiß nicht, ich weiß nicht“
Sie macht mich aufmerksam: „Was will dieses ‚weiß nicht‘? Wovor schützt es dich?“
Ich antworte: „Ich w…“ Und in diesem Moment wird es mir klar, was da vor sich geht. Was da immer und immer wieder abläuft.
Ich weiß sehr wohl was ich gerne tun würde, aber bevor jener Wunsch, jenes Bedürfnis so richtig ins Bewußtsein dringt, beginnt ein Prozess von „Machbarkeitsüberlegungen und Pflichterfüllungsprogramm“.
„Ich hab noch einiges zu erledigen. Da wartet noch Arbeit auf mich. Zuerst muss ich noch … Dann hab ich doch schon Sabine versprochen … Und ausserdem hat sie sich gerade vorhin gewünscht … Und Geld hab ich auch gerade keins dafür … … und eigentlich hab ich gar keinen Spass daran … und eigentlich ist mir das gerade zu anstrengend … „
In diesem Moment hab ich drei Dinge erkannt:
1. dieser Gedankenstrudel raubt mir Energie (ist auch nicht verwunderlich)
2. ich weiß in dem Moment WIRKLICH NICHT was ich gerade will, ist auch gar nicht möglich diese Faktoren alle in diesem Moment gegeneinander abzuwägen und zu priorisieren
und am wichtigsten, und das war die entscheidende Erkenntnis, die ich vor allem GEFÜHLT habe:
3. Was ich WILL und was ich dann MACHE, machen KANN, machen DARF etc. sind ZWEI PAAR STIEFEL
ICH DARF ALLES WOLLEN
Und in dem Moment spürte ich auch, DASS ich etwas will … JAAAA, ICH HABE NOCH EINEN WILLEN. Das hatte ich nämlich nicht mehr geglaubt. Ich suchte immer nach dem Willen, nach dem was ich bin. Und kam mir sooo hilflos vor. Wo sollte ich denn suchen? Was ist den mein Wille überhaupt? Hab ich gar keinen? Was ist falsch mit mir? Alle Tipps und Aufgaben von Coaches waren für mich wie ein großes Fragezeichen. Achtsamkeit – ja mach ich, versuch ich – Was soll ich dabei finden? Ziele definieren – wo sind meine Ziele, was ist für mich wichtig – großes Fragezeichen!
In diesem Moment lernte ich zu unterscheiden. Zu unterscheiden zwischen ICH WILL und WAS IST MACHBAR. Mein ICH WILL ist VÖLIG FREI, ich darf alles wollen! Wirklich ALLES!!!!
Dass es dann eine kontrollierende Instanz gibt, die mir sagt was ich nicht darf, was sich nicht gehört, was gerade nicht vernünftig ist zu tun – das ist ja ok. Ich nenne es mal VERNUNFT, GEWISSEN, WERTE, ANSTAND etc. Das ist ja auch wichtig und notwendig.
ABER DER WILLE, was ich mir wünsche, meine Bedürfnisse – DIE DÜRFEN ERST MAL GANZ GROSS DA SEIN!!!! ICH DARF ALLES WOLLEN!
Und das hab ich auch gemerkt: Da steckt eine (vielleicht) endlose Energie darin. In meinem Willen kann ich mir die größten Dinge wüschen. Und ich kann nach Mitteln und Wegen suchen dorthin zu kommen. Und kann mir neues ausdenken und und und … Ich glaube, da finde ich auch meine Phantasie wieder, die ich auch verloren geglaubt hatte!
Wenn du dieses Dilemma kennst, und lösen willst – versuche mal auf folgendes zu achten:
Wenn du deinen Verstand (innere Stimmen, innere Anteile etc.) dabei ertappst, dass er dir gerade erklärt WARUM ETWAS GERADE NICHT GEHT! – dann halte inne! Gehe in Gedanken Schritt für Schritt zurück, was du gerade gedacht hast.
Welcher Gedanke war vorher …
und vorher …
und vorher …
Schau hin was am Anfang dieser Gedankenfolge war!
Wogegen arbeitet deine innere Stimme gerade? Wogegen wird hier argumentiert?
Was war am Anfang, was hat diese Tirade ausgelöst?
DA, ganz am Anfang, VOR dem allen – ich bin mir sicher DA WAR DEIN WILLE ZU SPÜREN! Ein kleiner Impuls (vielleicht auch ein Großer) – bevor deine Stimmen angesprungen sind!
UND HIER VERSUCHE ZU VERWEILEN und ergründe was da war.
TEACH:
Die Stimmen, die dich niedermachen, erklären was nicht geht und warum: Diese Stimmen reagieren auf die Impulse, die von deinem Willen kommen. Dein Wille hat eine Idee, einen Wunsch … und die Stimmen beginnen zu argumentieren …
Nimm diese Stimmen wahr – und geh zurück an den Anfang – was war da für ein Impuls/Wunsch/Idee? Vor 20 Sekunden, vor 1 Minute, vor 5 Minuten. Am Anfang wirst du vielleicht ein ganzes Stück in die vergangenen Minuten zurückgehen müssen um den Anfang zu finden. Bisher hast du ja gar nicht gemerkt, dass hier Stimmen am Werk sind die auf deinen Willen angesprungen sind.
Bisher hast du diese Argumente ernst genommen, sie als wahr gesehen, deshalb konntest du sie gar nicht kritisch betrachten. Du glaubtest ihnen jedes Wort!
Je mehr du dich darin übst, zu bemerken, dass die Stimmen wieder zugange sind, desto schneller wirst du sie identifizieren und umso weniger weit zurück liegt der Impuls deines Willens – der immer da ist. Der schon immer da war!
Den du nur bisher überhört, übersehen hast. Und deshalb hast du bisher nur die negativen Stimmen gehört. Und deshalb hast du sie für wahr gehalten. Und deshalb hast du sie nicht zum schweigen gebracht. Sie gar nicht zum schweigen bringen können.
ACTION:
AB JETZT IST DAS ANDERS. Gib heute acht, wenn dein Gedankenkarusell in Gang ist! Und dann halte inne.
Ergründe was vorher war, was hast du vorher gedacht, gefühlt, getan – geh zurück und zurück und zurück, bis du an den Punkt kommst, wo du einen freudigen Impuls wahrnimmst! Ganz klein vielleicht, vielleicht auch ganz gross und bedeutsam.
DAS WAR DEIN WILLE! Du wolltest etwas! Du hattest einen Wunsch! Du hattest eine Idee!
UND JETZT VORSICHT! Jetzt kannst du wahrscheinlich bemerken, wie das Gedankenkarusell SOFORT wieder anspringt!
ABER JETZT HÄLTST DU ES AN!
Schreib dir jetzt die IDEE/den IMPULS/den WUNSCH etc. auf!
DAS IST DEIN WILLE der da dahinter steht.
Sammle diese Impulse in einem Tagebuch etc. – SCHREIB SIE ALLE AUF!
RESULT:
Hast du deine Impulse notiert?
Welche hast du gefunden?
Bist du deinem WILLEN begegnet?
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